Trotz gleicher medizinscher Ausbildung (Psychiatrie) und geographischer Nähe (besonders zwischen 1948-1961) haben Karl Jaspers und Carl Gustav Jung recht unterschiedliche Lebenswerke hinterlassen. Dennoch zeigen sich bei näherer Untersuchung der Philosophie der Existenz und der Analytischen Psychologie bemerkenswerte Ähnlichkeiten, die besonders deshalb überraschend sind, weil es zwischen Jaspers und Jung keine direkte Kommunikation gegeben zu haben scheint. Symbole sind sowohl für Jung als auch für Jaspers von zentraler Bedeutung. Der Schwerpunkt meiner nachfolgenden Untersuchung ist Jaspers' Symbolanalyse, wie er sie in seinem Hauptwerk Von der Wahrheit dargestellt hat. Meine Hochachtung vor diesem relativ wenig beachteten Meisterwerk der modernen Philosophie wurde bestärkt durch Albrecht Kiels ausführlichen Hinweis auf Hannah Arendts Huldigung dieses Werkes und ihre Vermutung, ob es vielleicht
[das] letzte Buch abendländischer Philosophie, gleichsam ihr letztes Wort, sei und gleichzeitig das erste Buch einer Weltphilosophie, gleichsam ihr erstes Wort.
Jaspers' eigentümliches Verständnis der Beschaffenheit und Bedeutung des Symbols wird klarer durch einen Vergleich mit Jungs Symbolik, die einem allgemein anerkannten Symbolverständnis weitaus nähersteht.
Symbole spielen eine zentrale Rolle in Jungs Analytischer Psychologie. Sein theoretischer Bruch mit Sigmund Freud im Jahr 1911 war zu einem großen Teil durch eine Auseinandersetzung über die Bedeutung eines Symbols verursacht. Jung erwähnt in seiner Autobiographie eine entscheidende Auseinandersetzung mit Freud über den Libidobegriff und die Bedeutung von Inzest. Er schreibt:
Freud hielt an der wortwörtlichen Auffassung fest und konnte die geistige Bedeutung des Inzestes als eines Symbols nicht fassen.
Symbole und Reflexion über deren individuelle und kulturelle Bedeutung durchziehen Jungs gesamtes Lebenswerk als Psychotherapeut und tiefenpsychologischer Forscher. Jungs letztes Buchprojekt war der Sammelband Man and His Symbols, für den er sowohl Herausgeber als auch Beitragender war.
Jung zeigte besonderes Interesse an dem, was ein Symbol lebendig macht. Er schreibt (und verwendet dabei die Abkürzung "S." für "Symbol"):
Solange ein S. lebendig ist, ist es der Ausdruck einer sonstwie nicht besser zu kennzeichnenden Sache. Das S. ist nur lebendig, solange es bedeutungsschwanger ist. Ist aber sein Sinn aus ihm geboren,..so ist das S. tot, das heißt es hat nur noch historische Bedeutung.
Das Bedeutungsschwangere des Symbols verweist auf Unbekanntes, auf etwas Geahntes, das eine faszinierende Anziehungskraft besitzt. Die jeweilige Einstellung des Betrachtenden entscheidet darüber, ob ein Objekt oder Sachverhalt als Symbol empfunden wird oder nicht. Es gibt aber auch psychische Hervorbringungen, deren symbolischer Charakter
sich von sich aus in einer symbolischen Wirkung auf den Betrachtenden offenbart. [TP 185]
Jung erwähnt ein Dreieck mit einem darin eingeschlossenen Auge als Beispiel für eine derartige sich gleichsam aufdrängende Symbolik. Ein solches Auge der Vorsehung ist zum Beispiel Teil des Großen Siegels der Vereinigten Staaten und erscheint auch auf der Rückseite des US $1 Geldscheins. Es gilt offensichtlich nicht als lebendiges Symbol, denn im betriebsamen Geschäftsleben wird diese Symbolik kaum eines Blickes gewürdigt. Jung führt weiter aus:
Lebendig heißt ein S. aber nur dann, wenn es ein best- und höchstmöglicher Ausdruck des Geahnten und noch nicht Gewussten auch für den Betrachtenden ist. Unter diesen Umständen bewirkt es unbewusste Teilnahme. Es hat lebenerzeugende und -fördernde Wirkung. Wie Faust in Goethes Drama sagt: "Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein." [TP 185]
Um ein nicht zu übertreffender Ausdruck für eine spezifische Kulturepoche zu sein, muss ein Symbol einerseits
aus dem Differenziertesten und Kompliziertesten der zeitgenössischen geistigen Atmosphäre hervorgehen. [TP 186]
Darüber hinaus muss es
etwas noch so Primitives sein, daß dessen Omnipräsenz außer allem Zweifel steht. [TP 186]
In dieser Verschmelzung des Primitivsten mit dem Sublimsten
besteht die gewaltige und zugleich erlösende Wirkung eines lebendigen sozialen S. [TP 186]
Das nur für ein Individuum potenziell mögliche Symbol besteht aus einer "gleichmäßigen Mitwirkung" (TP 186) von sowohl bewussten als auch unbewussten Gehalten. Ob dieser psychischen Hervorbringung aber der Charakter eines Symbols zuzuerkennen sei, bleibe der Einstellung des betrachtenden Bewusstseins überlassen.
Für Jung besteht die außergewöhnliche Wirksamkeit des Symbols darin, dass es alle vier von ihm identifizierten psychologischen Grundfunktionen (Denken, Fühlen, Empfinden, Intuition) aktiviert. Ihm zufolge sind das Fühlen (im Sinne von aktiv gerichtetem Bewerten) ebenso wie das Denken eine rationale Funktion (TP 141). Diesen zwei rationalen Funktionen stellt er zwei irrationale Funktionen gegenüber, nämlich Empfinden und Intuition (TP 142-3). Er schreibt:
Das Ahnungsreiche und Bedeutungsschwangere des Symbols spricht ebensowohl das Denken wie das Fühlen an, und seine eigenartige Bildhaftigkeit, wenn zu sinnlicher Form gestaltet, erregt die Empfindung sowohl wie die Intuition. [TP 187]
Jung begreift das Symbol als eine organische Einheit von Gegensätzen, wie zum Beispiel von Sinnlichkeit und Geistigkeit. Gedankliche Weite und Tiefe können in einer bestimmten Situation in ergänzendem Widerspruch zur direkten sinnlichen Anschauung stehen. In ihrer antithetischen Spannung vermögen Sinnlichkeit und Geistigkeit sich somit zu einem Mittelweg zu vereinen, welcher, so Jung, ein aus dem Unbewussten entstammender Inhalt ist.
Das zwischen Thesis und Antithesis zerspaltene Ich...findet in dem einen mittleren Grund sein Gegenstück, seinen einen und eigenen Ausdruck, und es wird ihn begierig ergreifen, um sich aus seiner Zerspaltung zu erlösen. [TP 188]
Für Jung zeigt sich auch hier, dass Charakterstärke von zentraler Bedeutung ist:
Gelingt es infolge der Festigkeit des Ich weder der Thesis noch der Antithesis, das unbewußte Produkt aufzulösen, so ist damit dargetan, daß der unbewusste Ausdruck sowohl der einen wie der anderen Seite überlegen ist. Die Festigkeit des Ich und die Überlegenheit des mittleren Ausdruckes über Thesis und Antithesis scheinen mir Korrelate zu sein, die einander gegenseitig bedingen. [TP 189]
Falls dieser unbewusste, mittlere Ausdruck bestehen bleibt, bildet er den gemeinsamen Rohstoff zur Aufrechterhaltung von Thesis und Antithesis. Kraft seiner ausgleichenden Vermittlung wird dieser Rohstoff
zu einem neuen, die ganze Einstellung beherrschenden Inhalt, der die Zerspaltung aufhebt und die Kraft der Gegensätze in ein gemeinsames Strombett zwingt. Damit ist der Stillstand des Lebens aufgehoben, und das Leben kann weiter fließen mit neuer Kraft und neuen Zielen. [TP 189]
Diesen dialektischen Vorgang in seiner Totalität bezeichnet Jung als "transzendente Funktion" und führt aus:
Der von Thesis und Antithesis bearbeitete Rohstoff, der in seinem Formungsprozess die Gegensätze vereint, ist das lebendige S. [TP 189]
Jungs Autobiographie besteht hauptsächlich aus Materialien, die er seiner Mitarbeiterin und Sekretärin Aniela Jaffé mündlich mitgeteilt hat. Er berichtet, dass ihm um 1920 klar wurde,
daß das Ziel der psychischen Entwicklung das Selbst ist. Es gibt keine lineare Entwicklung, es gibt nur eine Circumambulation des Selbst. [ETG 200]
Er empfand das Lesen des taoistisch-alchemistischen Manuskripts, "Das Geheimnis der Goldenen Blüte," als
eine ungeahnte Bestätigung meiner Gedanken über das Mandala und die Umkreisung der Mitte. [ETG 201]
Es ist diese Umkreisung der Mitte, die Jung und Jaspers in ihrem Lebenswerk verbindet, die sie aber auf verschiedenen Wegen begehen.
Von der Wahrheit ist Jaspers' erster und der einzige veröffentlichte Band seiner geplanten mehrbändigen philosophischen Logik, dem Bände über die Kategorienlehre, Methodenlehre und Wissenschaftslehre folgen sollten (VW 26). Es ist ein sehr vielschichtiges und nahezu enzyklopädisch verfasstes Werk, welches mit einer ausführlichen Untersuchung darüber endet, was eine Chiffre oder ein Symbol ist. Diese Untersuchung, die als "Die Objektivität als Chiffer (Symbol)" betitelt ist, stellt den letzten Teilabschnitt des letzten Kapitels "Grund und Vollendung der Wahrheit im Philosophieren" dar. Da Jaspers das Werk mit dieser Chiffrenanalyse abschließt, darf der Leser mit Recht vermuten, dass sie den Höhepunkt oder das Ziel dieses ersten Bandes darstellt. Obwohl Jaspers nach 1947 mehrere umfangreiche Werke veröffentlichte, ist kein weiterer Band seiner philosophischen Logik zu seiner Lebzeit erschienen. Somit hat die eindringliche Abhandlung über die Beschaffenheit und Bedeutung der Chiffre in diesem letzten Teil des Werkes effektiv eine exponierte Stellung in Jaspers' philosophischer Logik inne. Dieser Abschnitt ist meines Wissens der einzige Teil dieses Buches, der in einer englischen Übersetzung veröffentlicht wurde. Ich betrachte diesen Umstand als einen weiteren Hinweis auf die zentrale Funktion der Symbolerhellung in Jaspers' philosophischer Logik, die er abwechselnd wie folgt bezeichnet:
so ließe sich sagen statt "Logik": Systematik des vernünftigen Selbstbewusstseins, statt "Von der Wahrheit": Die Vielheit des Wahren und das Eine. [VW 15]
Die umfangreiche Symbolanalyse ist nicht nur das buchtechnische Ende von Jaspers' Logik, sondern zielt mit ungewöhnlicher Intensität auf ihren Kern. Sein monumentales Hauptwerk, welches er in den Jahren nach seiner Entlassung von der Professur in Heidelberg (1937) geschrieben hat, bietet ein weitgefächertes Panorama und Erforschen der Wahrheit. In diesem Werk wird Wahrheit nicht nur beschränkt auf die Übereinstimmung einer Aussage mit einem Sachverhalt aufgefasst. Wahrheit erringen bedeutet für Jaspers darüber hinaus,
eine Selbstverwandlung des Menschen zu vollziehen...und zwar dadurch, daß er das Sein selbst in seiner Wirklichkeit ergreift. [VW 3]
Eine solche verwandelnde Seinserfahrung wird möglich im Wahrnehmen von Chiffren. Ein derartiges Wahrnehmen ist eine einschneidende Bewusstseinserweiterung oder -vertiefung, die Jaspers oft "Aufschwung" nennt. Chiffren sind das,
worin der ganze Mensch umgreifend versteht, was das Sein ist. Daher ist das Chiffernlesen das Erste des eigentlichen Menschseins...Erst das Wesen, das Chiffern vernimmt, wird Mensch. [VW 1037]
Diese demonstrative Sonderstellung macht das Symbol zu einem zentralen Auftrag des Philosophierens. Jaspers erklärt kategorisch:
Die Sprache der Symbole zur Klarheit zu bringen, ist die höchste Leistung des philosophischen Denkens. [VW 1038]
Gleich zu Beginn des letzten Teilabschnitts in Von der Wahrheit überschrieben mit "Die Objektivität als Chiffer (Symbol)," erinnert Jaspers den Leser daran, dass das Sein nur in der Subjekt-Objekt-Spaltung aufgeschlossen ist. Das Sein, das den Menschen nur in diesem Bruch zugänglich ist, muss deshalb
eine Weise des Objektseins annehmen und zugleich eine Weise der Subjektivität, für die dieses Objekt ist. [VW 1022]
Aufgrund dieser Spannung von Objektivität und Subjektivität will Jaspers "den Sinn des Chifferseins als Vollendung des Seinsbewußtseins erfassen" (VW 1022). Chiffre, Symbol, und Gleichnis haben für Jaspers ein- und dieselbe Bedeutung.
Was Jaspers Existenz nennt
liegt keineswegs im Subjekt als solchem; Existenz erscheint in der Verschlungenheit von Subjektivität und Objektivität. [VW 1023]
Rechtes Philosophieren achtet daher auf die Bewahrung von Subjektivität und Objektivität und deren produktiver Spannung:
Der Weg des wahren Philosophierens verliert in der Erscheinung der Objektivität weder Subjekt noch Objekt, sondern ergreift in ihrer Polarität das Sein. [VW 1028]
Dieser Weg verläuft, Jaspers gemäß, indirekt und in kreisender Bewegung, in der ein zunächst fremdes Objekt einer zudringlichen Reflexion gegenübersteht. Keine Seite dieses Subjekt-Objekt-Gegensatzes darf die andere auslöschen. Es ist ihr schöpferischer Widerstreit, der zu einer Auflösung von starren und halbwahren Alternativen führt, ähnlich wie die Erzeugung des mittleren und vermittelnden Grundes bei Jung. Jaspers skizziert den Vorgang des echten Erkennens wie folgt:
In Wahrheit ist das Philosophieren ein Vollzug in der kreisenden Bewegung, die diese Alternative überwindet: Das echte Erkennen hält sein Gedachtes schwebend zwischen der schon gemachten Erfahrung und der neuen Wirklichkeit. Die eigentliche Erfahrung umschließt Objekt und Reflexion in einem Ganzen. [VW 1029]
Die Verschlungenheit von Objekt und Reflexion ist eine notwendige Bedingung der Seinserfahrung, die aber in keiner Weise die bei Jaspers stets im Hintergrund stehende Frage beantwortet: was ist das Sein? Was das Sein sei, verbleibt bei Jaspers eine beharrlich offene Frage, die jeweils nur vorläufig und annähernd von ihm beantwortet wird. Seine mehrfachen Auskünfte verweisen stets auf die generelle Richtung einer umfassenden Perspektive möglicher Antworten, die nicht als feststellende Definitionen verstanden werden sollen. Die folgenden Worte sind ein treffendes Beispiel:
Das Sein ist das, was in den je von uns erreichten höchsten Spannungen offenbar wird. [VW 892]
Jaspers zufolge ist die Begegnung mit der Chiffre eine unmittelbare und erlesene Weise, das Sein zu erfahren. Die innere Spannung in der Chiffre zwischen Gegenständlichkeit und ihrer transzendierenden Verflüchtigung macht die Chiffre zu einem Fenster des Seins. Das Nebeneinander von offenkundiger Gegenständlichkeit und ihr Verschwinden in der Symbolerfahrung versetzt den Wahrnehmenden in ein vermittelndes Zwischensein, das paradoxerweise einen Schwebezustand sowohl erzeugt als auch erfordert. In diesem Zwischenspiel sind Ursache und Wirkung nicht scharf voneinander zu unterscheiden. Sie treffen sich in wechselwirkenden Kreisen, ebenso wie auch im Wechselspiel von Substanz und Funktion als Achsenendpunkte gegensätzlicher Denkweisen. Das substanzielle Denken versteinert das Sein zu einer starren Realität. Das funktionale Denken zerlegt das Sein durch verschmelzende Vollzüge des Denkens. Aufgrund der jeweiligen Stärke und Schwäche beider Denkweisen, deren Widerstreit und nachfolgenden vermittelnden Entfaltung kann Jaspers das Umkreisen als den rechten Pfad des Philosophierens begründen:
In Wahrheit vollzieht sich das Philosophieren nur in dem Ganzen aus Substanz und Funktion, um durch die Kreisbewegung, die sich ins Grenzenlose erweitert und erfüllt, zu vernehmen, was ist...das Sein ist das, was ich durch die Wirklichkeit meiner selbst als das erfasse, was an sich ist auch ohne mich, das mir aber nur durch mein ganzes Wesen gleichsam als das Organ der Seinserkenntnis wahrnehmbar wird. [VW 1029]
Mittels verschiedener Wendungen betont Jaspers mehrfach, dass der Mensch an das Wirkliche stößt, wenn Symbole verstanden worden sind:
Ihr Bedeuten ist das Wirkliche selbst. Es kommt darauf an, wie ich das Wirkliche erfahre. [VW 1041]
Dieser Hinweis mag zunächst so klingen, als ob das Wirkliche in einem Objekt, Zeichen, oder Bild gleichsam offen zu Tage träte. Das ist jedoch meines Erachtens nicht der Fall. Vielmehr bedarf das Wahrnehmen und Verstehen der Symbole einer entsprechenden Bereitschaft und Empfänglichkeit im Subjekt, welches auf den Gegenstand als mögliche Chiffre bereits eingestimmt ist. Jaspers schreibt:
Als was die Wirklichkeit mir begegnet, ist aber in der Erscheinung gar nicht eindeutig. Vielmehr spricht aus ihr zu mir nur, was ich hören kann. Sie öffnet sich mir nach meinem Wesen. [VW 1041]
Die Empfänglichkeit und subjektive Bereitschaft die Stimme der Chiffre zu vernehmen, ist also eine Voraussetzung zur Erfahrung eines wechselseitigen Einklangs von Objektivität und Subjektivität. Jaspers beschreibt diese Sachlage wie folgt:
In meinem Wirklichkeitsbewußtsein geschieht die Entscheidung, ob ich in dem Sein weniger sehe, als ich bin, oder ob ich im Sein mehr spüre, als ich bin. [VW 1041]
In meiner Einschätzung kann ein bedachter Umgang mit Jaspers' philosophischer Logik oder geistesverwandtem Philosophieren die Einstimmung auf solches Vernehmen nähren und stärken.
In Von der Wahrheit, aber auch in anderen Werken wie zum Beispiel im ersten Band seiner Philosophie und in der Einführung in die Philosophie, erinnert Jaspers seine Leser und Leserinnen daran, dass Weltorientierung zwar unerlässlich sei, diese aber den Menschen nicht genüge, weil sie ständig bloß Aufgabe bliebe. Das Verstehen von Symbolen kann als eine Brücke verstanden werden, die Weltorientierung und Seinsbegegnung miteinander verbindet. Hinsichtlich dieser Verbindung bemerkt Jaspers:
Die Aufgabe dieser eigentlichen Seinsberührung erfüllt das Symbol (das Gleichnis oder das Chiffersein)...Die Chiffer ist nicht Objekt, nicht Subjekt. Sie ist die Objektivität, die von der Subjektivität durchdrungen ist, und zwar so, daß im Ganzen das Sein gegenwärtig wird. [VW 1030]
Mit anderen Worten, die Chiffre macht das Sein nicht nur gegenwärtig, sondern sie potenziert auch die Seinserfahrung. Hier ist Jaspers' Versuch, diese Dynamik in Worte zu fassen:
Unser Staunen reißt uns hin, durch die Welt hindurch uns hineinzustürzen in die Transzendenz. Aber wir bleiben in der Welt und finden uns wieder, nicht in der Transzendenz, sondern in gesteigerter Gegenwärtigkeit. Was immer für uns ist, wird uns mehr, als es zunächst schien. Es wird durchsichtig, es wird Symbol. [VW 1031]
Doch was tut das Symbol, um diese gesteigerte Gegenwärtigkeit zu bewirken? Jaspers skizziert das Wirken des Symbols indirekt und in negativer Formulierung:
Das Symbol fängt auf, was aus uns sonst im Leeren verströmen würde. Das Symbol zeigt, was ohne es uns gänzlich verborgen bliebe. [VW 1031]
In grober Analogie etwa zur Wirkung eines Katalysators oder Enzyms wird das Wirklichkeitsbewußtsein im Symbolwerden eines Gegenstandes entfacht. Das Symbol wird dabei zum verschwiegenen Bewahrer des Seinsbewußtseins.
Wie vollzieht sich die Wandlung vom Objekt zur Chiffre? Wenn ein Objekt zur Chiffre wird, verflüchtigt sich dessen dinghafte Gegenständlichkeit und wird zu einem Träger einer über seine Gegenständlichkeit hinausweisenden Erfahrung, die nur für den jeweils Wahrnehmenden ein sinnbildhaftes Gegenstück zum ursprünglichen Objekt bedeutet. Jaspers' Betonung der Einmaligkeit und Besonderheit eines derartigen Wahrwerdens einer Chiffre markiert den wichtigsten Unterschied zu Jungs Charakterisierung des Symbols als ein Sinnbild, das in einem gegebenen Kulturkreis in annähernd gleicher Weise verstanden wird.
Jaspers zufolge wird die Auflösung der konkreten Gegenständlichkeit des Objekts für den Wahrnehmenden als ein Schweben des Objekts erfahren: es ist weiterhin objektiv vorhanden, aber nicht mehr in seiner gewöhnlichen Bewandtnis. Jaspers beschreibt diesen Vorgang folgendermaßen:
Als Chiffer wird das Objekt gleichsam schwebend. In der Bestimmtheit des Gegenständlichen, die nur ihr Element ist, ist die Chiffer verloren. Denn sie selber ist kein bestimmbarer Gegenstand, sondern das im Gegenständlichen das Subjekt und Objekt Übergreifende. Daher sind die Chiffern nicht zuletzt noch ein neues Gegenstandsgebiet. Sie sind nicht ein gegenständlicher Abschluss. Vielmehr sind sie verborgen in aller Objektivität. Alles, was ist, kann Chiffer sein. Es wird Chiffer durch eine Verwandlung der Weise des Objektseins im Transzendieren...Jede Weise der Objektivität wird eine Fessel, wenn sie schlechthin als das Sein selbst genommen wird; der Mangel an Objektivität aber wird Leerheit auch in der Subjektivität. Nur in der Polarität von Subjekt und Objekt ist unser Leben. In dieser Polarität kann das Objekt in jene Schwebe kommen, die es zugleich bestehen lässt und aufhebt. Diese Schwebe ermöglicht das Seinsbewusstsein, für das das Objekt durchseelt ist aus der Tiefe. Von ihr her erhält das Objekt einen unersetzlichen Sinn. [VW 1031]
Dieser tiefere Sinn wäre aber gar nicht wahrnehmbar ohne das Seinsbewusstsein des Subjekts, welches das Objekt über seine bloße Gegenständlichkeit hinaus als Chiffre vernimmt und damit selbst in die Schwebe kommt. Das im schwebenden Seinsbewusstsein sich verwandelnde Objekt macht Transzendenz spürbar und damit wirklich. Jaspers erklärt:
Das Symbol macht nicht nur hell, sondern wirklich, was sonst wie nichts wäre. [VW 1032]
Damit stellt sich die Frage: worin hat Transzendenz ihren Ursprung? Mögliche Ursprünge beschränken sich auf das Objekt, das Subjekt, oder auf die dialektische Begegnung von Subjekt und Objekt. Jaspers klärt diese verflochtene Frage folgendermassen:
Die Objektivität kann verwandelt werden, weil sie in sich selber Transzendenz birgt, die in der Verwandlung sich zeigt. [VW 1031-2]
Diese Verwandlung ist durchaus keine radikale Umformung der handgreiflichen Objektivität, sondern eine Verwandlung je nach Betrachtungsweise: das heisst, die Objektivität zeigt bei einer zuvorkommenden Aufmerksamkeit ihre andere, verdeckte Seite, die durch ihre greifbare Gegenständlichkeit gewöhnlich stets verhüllt ist. Verallgemeinernd stellt Jaspers daher fest:
Alles Gegenständliche kann Chiffer sein. Chiffern sind keine neuen Gegenstände, sondern neu erfüllte Gegenstände. Das gesamte in der Welt vorkommende Sein wird Material der Symbole. [VW 1043]
Jaspers versichert:
Im Philosophieren wird die Sinnlichkeit nicht verlassen, sondern mit Sinn und Seele begabt. [VW 1034]
Seine Darstellungsweise lässt jedoch die von ihm geschätzte aber nur flüchtig berührte Sinnlichkeit kaum durchscheinen, weil er sich fast ausschließlich auf abstrakter Ebene ausdrückt. Obwohl er sie anerkennt und würdigt, bleibt die angesprochene Sinnlichkeit in Jaspers' philosophischer Darstellung blutarm. Jaspers' Zurückhaltung in Bezug auf Beschreibung konkreter Dinge ist jedoch verständlich, und zwar aus nachfolgenden Gründen: Zum einen deshalb, da seine begriffliche Sprache nur den Raum angibt, in dem die symbolhafte Erfahrung stattfindet. Zum anderen kann nie vorweggenommen werden, was Menschen, dank ihrer Einmaligkeit, in einer bestimmten konkreten Situation erleben. Ferner ist das, was erlebt wird, nicht statisch, sondern wandelt sich, wenn in Ruhe gelassen, in unvorhergesehener Weise.
Als Antwort auf die gerechtfertigte Forderung nach beispielhaften Veranschaulichungen abstrakter Gedankengänge gibt Jaspers eine Erklärung für seine abgehobene Darlegung des Symbols, die auf allgemeine Merkmale von Chiffren zielt:
Chiffern sind abstrakt in ihrer allgemeinen Gestalt, leibhaftig in der persönlichen Begegnung. Jene etwa als das Ewig-Weibliche, als Muttergottheit, dieses in der bestimmten geschichtlichen Mutter und Frau für diesen bestimmten Menschen, jenes der allgemeine Christusgeist, dieses Franz von Assisi für seine Jünger. [VW 1045]
Dass Jaspers allerdings auch anschaulich beschreiben kann, bezeugt eine Selbstdarstellung, in der er von seiner Begegnung mit dem Meer berichtet:
Da lagen die Quallen, die Seesterne, Zeichen des Geheimnisses der Meerestiefe. Ich war wie verzaubert, habe nicht darüber nachgedacht. Die Unendlichkeit habe ich damals unreflektiert erfahren. Seitdem ist mir das Meer wie der selbstverständliche Hintergrund des Lebens überhaupt. Das Meer ist die anschauliche Gegenwart des Unendlichen. Unendlich die Wellen. Immer ist alles in Bewegung, nirgends das Feste und das Ganze in der doch fühlbaren unendlichen Ordnung...Im Umgang mit dem Meer liegt von vornherein die Stimmung des Philosophierens. So war es mir unbewußt von Kindheit an. Das Meer ist Gleichnis von Freiheit und Transzendenz. Es ist wie eine leibhaftige Offenbarung aus dem Grund der Dinge. Das Philosophieren wird ergriffen von der Forderung, es aushalten zu können, daß nirgends der feste Boden ist, aber gerade dadurch der Grund der Dinge spricht. Das Meer stellt diese Forderung. Dort ist keinerlei Fesselung. Das ist das unheimlich Einzige des Meeres.
Jaspers identifiziert zwei Gruppen, welche die Mehrzahl der Symbole ausmachen: weitverbreitete, quasi universale Symbole und solche, die geschichtlich einmalige Seinserfahrungen sind.
Das Universale gibt Grund und Struktur, das geschichtlich Besondere ist das eigentlich Ergreifende. Das Universale zeigt die abstrakten Bilder, das Geschichtliche die gleichsam leibhaftige Gestalt. [VW 1044]
Jaspers' Gruppeneinteilung legt nahe, dass er Jungs starkes Interesse an allgemeingültigen Symbolen nicht teilt, sondern vom einzigartigen Symbolerlebnis ergriffen ist.
Jungs Malerei, seine mit Inschriften versehenen Bildhauereien und das eigenhändige Bauen seines Wohnturms in Bollingen scheinen darauf hinzudeuten, dass dieser, im Vergleich zu Jaspers, dem konkret Gegenständlichen viel näherstand. Anhand der sehr spärlichen Informationen über Jaspers' Privatleben kann angenommen werden, dass sein Sinnesempfinden vermutlich nicht vorherrschend war. Jaspers' Symbolanalyse in Von der Wahrheit ist überwiegend begrifflich und unanschaulich. Jungs persönliche Beziehung zu Symbolen, die Symbol-Interpretationen in seiner psychologischen Praxis, und seine theoretische Beschäftigung mit Symbolen sind hingegen kulturell vielfältig und reich an anschaulichen Einzelheiten (wie zum Beispiel seine Mandala-Malereien und seine Interpretationen von Mandalas und der Alchemie).
Jung verfolgt hauptsächlich eine kulturelle und konfessionell übergreifende religiöse Perspektive. Jaspers schließt den Wert einer kulturellen und konfessionell akzentuierten Bedeutung von spezifischen Symbolen keineswegs aus. Das Wesentliche ist ihm aber die direkte gegenwärtige Erfahrung, die notwendigerweise immer eine individuell geprägte existentielle Bedeutung hat, die wechselnd und flüchtig sein mag, nicht voraussagbar und eigentlich nicht mitteilbar ist, bestenfalls annähernd reproduzierbar in Dichtung, Bildhauerei, Malerei, und Musik.
Jaspers' philosophische Untersuchung des Symbols ist bedauerlich karg an konkreten Beispielen. Seine diesbezügliche Zurückhaltung mag zwar aus philosophischer Perspektive gerechtfertigt sein, wirkt jedoch enttäuschend für diejenigen, die sich mehr Anschaulichkeit erhoffen. Umso wichtiger sind daher die wenigen konkreten Veranschaulichungen in Von der Wahrheit. Unerwartet erscheint eine seltene Konkretisierung in Jaspers' hochabstrakten Meisterstück. Es ist wiederum die Meereslandschaft, die in leibhaftiger Gestalt auf ihn wirkt:
Ich stehe im Gewitter am Strande der Nordsee, sehe nichts als das grelle, dann fahle und unheimlich phantastische Licht in Wolken und Meer, wandere in Sturm und Regen, fast eins werdend mit den Elementen. Wenn die Seele dieser Landschaft spricht, so ist das objektiv zwar nichts, aber in der Erfahrung ist es die leibhaftige Gegenwart von etwas, das Rembrandt und Shakespeare kannten. Es ist wie eine Offenbarung des Seins...Hier ist der absolute Wechsel und das Verschwinden aller Erscheinung nicht bloß Gegenstand des Naturgenusses, sondern Erfahrung der Unendlichkeit. [VW 897]
Ergänzend betont Jaspers, dass das aus der Unendlichkeit begegnende Sein "in Gestaltung, in Konkretheit und Forderung, als Persönlichkeit spricht" (VW 898). Seiner grundsätzlichen Auffassung zufolge vermag ja nur eine endliche, augenfällige Seinsform Seinsgewißheit zu vergegenwärtigen. Es mag jedoch überspannt klingen, wenn Jaspers es für entscheidend hält, dass das aus der Unendlichkeit erfahrene Sein als Persönlichkeit spreche. Wird die Seele dieser Landschaft allerdings als ein Ebenbild zu einem lebendigen Gegenüber erfahren, so ist Jaspers' Charakterisierung des begegnenden Seins als Persönlichkeit überzeugend. Für die Erfahrung solcher Persönlichkeit gilt auch Jaspers' grundlegender Satz:
Der Mensch kommt nur zu sich mit dem anderen Menschen, niemals durch das Wissen allein.
In huldigender und ausdrücklicher Übereinstimmung mit Plotin, Meister Eckart, und Nikolaus Cusanus kommentiert Jaspers seine Beschreibungen vom unheimlich fantastischen Licht in Wolken und Meer als
sublime Gedanken, in denen zwar alles Gegenständliche verloren wird, aber eine Musik der Abstraktion die tiefste Offenbarkeit des Seins zu bringen scheint. [VW 897-8]
Diese Klangwelt wirkt in meinem Verständnis als eine erhabene Vertonung der verschwindenden Gegenständlichkeit.
Es ist offensichtlich, dass Jaspers' geschilderte Meereslandschaft auf mindestens einer eindrucksvollen Erinnerung beruht. Ich erachte es deshalb als rätselhaft, dass Jaspers seine Beschreibung der Meerlandschaft als eine Musik der Abstraktion charakterisiert, ohne sie ebenso ausdrücklich als eine Chiffre anzuerkennen, deren Wahrheit er selbst bezeugen kann.
Vernunft, Liebe, und Chiffre sind die drei gesonderten Themen des letzten Abschnitts in Von der Wahrheit. Obwohl Liebe das Thema ist, das Jaspers auf mehr als dreissig Seiten unmittelbar vor seiner Symbolanalyse behandelt, werfen seine Untersuchungen im gesamten letzten Kapitel kein Licht auf das Verhältnis von Liebe und Chiffre. Jaspers' Liebe zur Meereslandschaft ist unverkennbar in seinen anschaulichen Schilderungen. Umso unverständlicher erscheint mir, dass Jaspers in seiner ausführlichen Symbolanalyse seine Liebe zum Meer nicht gezielt als einen vitalen Ursprung von Chiffren betont. Ich lasse deshalb Thomas Mann einspringend zu Worte kommen, der in seinem Roman, Der Zauberberg, sich auf die affektive Bedeutung der Symbole besinnt, mit denen er gewandt seinem Erzählen Tiefe verleiht:
Ein geistiger, das heißt ein bedeutender Gegenstand ist eben dadurch "bedeutend," daß er über sich hinausweist, daß er Ausdruck und Exponent eines Geistig-Allgemeineren ist, einer ganzen Gefühls- und Gesinnungswelt, welche in ihm ihr mehr oder weniger vollkommenes Sinnbild gefunden hat—wonach sich denn der Grad seiner Bedeutung bemißt. Ferner ist die Liebe zu einem solchem Gegenstand ebenfalls und selbst "bedeutend." Sie sagt etwas aus über den, der sie hegt, sie kennzeichnet sein Verhältnis zu jenem Allgemeinen, jener Welt, die der Gegenstand vertritt und die in ihm, bewußt oder unbewußt, mitgeliebt wird.
In meinem Verständnis dieser Textstelle könnte Jaspers seine Liebe zum Meer in diesen Worten erkennen.
Seinsbewusstsein bedarf einer Aufmerksamkeit, die eine Orientierung in Richtung auf das Sein ist. Diese Zuwendung hat den Charakter einer gelassenen Offenheit, die auf dem gemeinsamen Auftreten von Aktivität und Passivität gründet. Jaspers betont wiederholt, dass das Seinsbewusstsein nur durch Vermittlung möglich ist. Diese Vermittlung ist ein Zwischensein, das aus einem Wechselspiel zwischen Mit-Dem-Gegenstand-Sein und zugleich Über-Ihn-Hinaus-Sein besteht. Dieses Widerspiel erschließt für Jaspers die Seinserfahrung:
Die Reflexion durchdringt das Sein. Sie wird auf indirektem Wege, im Spiegel und im Spiegel des Spiegels, des Seins erst eigentlich inne. Denn das Sein ist im Grunde geistig, unendlich in Bewegung, dialektisch. [VW 1028]
Ich schließe diese Studie mit einem Versuch, Jaspers' Einsichten zum Wesen und Wirken der Chiffre mit einem Vers von Dōgen anschaulich zu verdeutlichen, die der Zen Meister kurz vor seinem Tod niederschrieb. Thomas Kasulis, welcher dessen Übersetzung vornahm, beschreibt diese Zeilen als einen Vers über die Natur des Lebens, in welchem Dōgen die Vitalität der kürzesten Augenblicke der Erfahrung umfassend darstellt. Ich betrachte den Vers als eine mehrdimensionale Reflexion, die das Schweigen in allem Sprechen erklingen lässt, das Jaspers als ein Merkmal der Chiffre zur Sprache gebracht hat.
Yononaka wa Being in the world.
Nan ni tatoen To what might it be compared?
Mizutori no Dwelling in the dewdrop
Hashi furu tsuyu ni Fallen from a waterfowl's beak,
Yadoru tsukikage The image of the moon.
Die folgenden Worte könnten als Jaspers' bündige Zustimmung zu Dōgens Vers verstanden werden:
Die Tiefe des Symbols ist das Schweigen in allem Sprechen, das Stumme in der reichen Erscheinung, das Entgleitende, nicht Festlegbare und doch allein wahrhaft Seiende. [VW 489]
Mit Hilfe seiner weitgespannten und tiefgründigen Untersuchung über die Bildung und Wirkung der Symbole zeigt Jaspers, wie einzelne Menschen die scheinbar unüberwindliche Kluft zwischen einer weltlich ausgerichteten Lebensweise und einer auf Transzendenz bezogenen Lebensführung überbrücken können. In Von der Wahrheit gibt Jaspers auf unterschiedliche Weisen zu verstehen, dass die Gegenstände der Welt selbst Transzendenz in sich bergen, die sich in der Umwandlung von Gegenständen zu Symbolen offenbart. Diese vermittelnde und transzendenzfördernde Wirkung der Chiffren auf individueller Ebene könnte ihr ergänzendes Gegenstück auf gesellschaftlicher Ebene dadurch finden, dass sich aufgrund persönlichen Offenseins hinsichtlich Seinserfahrungen die gegenwärtigen ideologischen Verhärtungen im politischen Bereich zunehmend aufzulösen. In diesem Prozess kann dann auch die Symbolhaftigkeit des öffentlichen Lebens wahrgenommen und in Entscheidungen zur Wirkung gebracht werden.